Judith Gerlach zu Besuch im ZDI Mainfranken

Am 09. Mai durfte das ZDI Mainfranken zusammen mit zahlreichen Startups aus dem Würzburger Gründungsökosystem die Staatsministerin für Digitales im Cube begrüßen.

Würzburg, 9. Mai 2023 – Die Bayerische Staatsministerin für Digitales, Judith Gerlach, hat sich im Gründerlabor Cube des ZDI Mainfranken mit über 30 Vertreterinnen und Vertretern Würzburger Start-ups ausgetauscht. Bei dem einstündigen Termin ging sie unter anderem auf die Chancen ein, die die Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung innovativen Jungunternehmen bietet, und auf die zum Teil hohen Hürden, mit denen sie derzeit zu kämpfen haben. Sehr interessiert war sie, wie ein Start-up neuartige KI-Modelle in einer Lösung einsetzt. 

„Nur kurz vorbeischauen ist nicht.“

Gleich zu Beginn des Treffens betonte Judith Gerlach: „Nur eben kurz vorbeischauen möchte ich nicht.“ Sie wolle sich Zeit nehmen und verdeutlichte, wie wichtig es sei, dass die Politik Start-ups und junge Unternehmen unterstützt. „Sie sind die erfolgreichen Mittelständler und einige sogar die ‚Einhörner‘ von morgen, die Arbeitsplätze schaffen und dafür sorgen, dass der Standort Bayern wettbewerbsfähig bleibt.“ Gerade für technologieorientierte Start-ups sieht die Staatsministerin für Digitales große Chancen und hofft, dass sie von den europäischen Förderprogrammen profitieren können, um die Technologieentwicklung in Bayern voranzutreiben.

Von einem dieser Förderprogrammen profitiert Würzburg bereits. Im Technologie- und Gründerzentrum Würzburg (TGZ) unweit des Gründerlabors Cube wurde 2022 ein neuer Standort des Business Incubation Centres (BIC) der Europäische Weltraumorganisation (ESA) eröffnet. Mit UrbanSens arbeitet dort ein Start-up im 24-monatigen ESA BIC Inkubationsprogramm daran, eine Softwareplattform für die Nachhaltigkeitsbewertung von Gebäuden und Infrastruktur zu entwickeln. Dafür nutzt es unter anderem Daten aus Erdbeobachtungssatelliten und IoT-Sensoren. 

Trotz der Spitzenposition Bayerns im deutschlandweiten Vergleich bei digitalen Verwaltungsdienstleistungen und einer starken Platzierung in Europa ist sich Judith Gerlach der großen Herausforderungen bewusst, vor denen insbesondere Start-ups stehen. Dazu zählen neben historisch gewachsenen Strukturen in der öffentlichen Verwaltung auch langwierige Entscheidungsprozesse, eine bürokratische Vergabepraxis sowie aufwendige und teure Zertifizierungsverfahren. 

Genehmigungsverfahren: statt 8 inzwischen 300 Seiten

Das sieht auch Dr. Christian Andersen so, Netzwerkmanager am ZDI Mainfranken, der zu dem Treffen Start-ups eingeladen hatte: „In der Öffentlichkeit entsteht häufig der Eindruck, dass der stockende Breitbandausbau und Funklöcher die drängendsten Probleme für Start-ups sind und Innovationen hemmen. Neben fehlenden Finanzierungsmöglichkeiten sind es aber gerade die zahlreichen bürokratischen Hürden, die ich in Gesprächen immer wieder höre.“

Ein anwesender Start-up-Gründer verdeutlichte dies: „Im Jahr 2018 umfasste ein Genehmigungsantrag acht Seiten und wurde innerhalb von zwei Wochen genehmigt. Fünf Jahre später sind es fast 300 Seiten, die Genehmigung dauert inzwischen acht Monate."

Einsatz von KI-Modellen wie ChatGPT stieß bei der Ministerin auf großes Interesse

Die Staatsministerin und Juristin Gerlach zeigte Verständnis, wies aber darauf hin, dass die öffentliche Verwaltung Vergabeverfahren nicht umgehen könne. Sie empfahl den Anwesenden, proaktiv auf Kommunen zuzugehen und ihre Lösungen beispielsweise im Stadt- oder Gemeinderat vorzustellen. 

Ein Beispiel, wie gut das funktioniert, lieferte Marie Hartz, Mitgründerin der viind GmbH. Das 2021 gegründete Unternehmen entwickelt derzeit einen Bürgerbot für die Stadt Würzburg, in dem auch KI-Modelle wie ChatGPT zum Einsatz kommen, was bei Judith Gerlach auf großes Interesse stieß.

Abschließend appellierte die Staatsministerin an die anwesenden Start-ups: „Bitte bringen Sie sich auch gesellschaftspolitisch ein. Wir sind im Freistaat auf einem sehr guten Weg, aber Politik und Verwaltung können die Herausforderungen nicht alleine stemmen. Dafür braucht es kluge Köpfe, um die digitale und technologische Zukunft Bayerns weiter erfolgreich zu gestalten.“

Fazit

Fazit eines der anwesenden Gründer: "Es wurde deutlich, wie dick die Bretter sind, die gerade in der öffentlichen Verwaltung gebohrt werden müssen und welcher lange Atem dafür notwendig ist, gerade auch bei ihr. Man merkt, dass sie etwas bewegen möchte, aber die Strukturen sie an vielen Stellen ausbremsen“, so Marcus Dill, Gründer und Geschäftsführer der Ingdilligenz GmbH.

Christian Andersen auch als Vertreter der 3 Würzburger Gründerzentren wünscht sich, „dass es mehr Treffen gibt, bei denen Start-ups und Politik so ungezwungen ins Gespräch kommen.“

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